Montag, 15. Februar 2016

Wie die Zeit lernte zu fliegen und nun nicht mehr zu bremsen ist

Pura Vida aus Costa Rica,

Zuerst einmal: es tut mir sehr leid, dass ich mich die letzten fast fünf Monate (oder ist es vielleicht schon so lange her seit dem letzten Eintrag?) hier nicht gemeldet habe, aber die Zeit auf der Arbeit und die freien Tage waren stark von Stress geprägt, immer gab es irgendwas zu tun oder ich hatte meinen Laptop gerade nicht zum Schreiben zur Hand. Außerdem hat sich in diesen Monaten kaum etwas verändert, was mein Leben hier betreffen würde. Für mich ist das Leben hier zum Alltag geworden, es ist zwar jeder Tag anders und man lernt etwas Neues, was es nie langweilig werden lässt, aber trotzdem fühlt es sich so wie ein zweites Zuhause und selbstverständlich an, als müsste ich nie wieder nach Deutschland zurück. Und außerdem, auch wenn ich über meine Ausflüge geschrieben hätte, wäre sehr schnell der Eindruck entstanden, ich bin hier auf Urlaub hier, was nicht stimmt, da ich wie gesagt die meiste Zeit arbeite.
Hier allerdings ein kleiner Rückblick:
Im Park selbst hat sich viel getan. Die Regenzeit ging wie erwartet sehr trocken vorüber und jetzt ist es hier schon so trocken, dass ich mir fast wie in Deutschland im Winter vorkomme, nur ohne Schnee und Kälte, weil die Bäume alle ihre Blätter verloren haben. Weihnachten habe ich auf der Arbeit verbracht, aber da ich sowieso auf Grund der Hitze und der anderen Lokalität keine Weihnachtsstimmung hatte, war mir das egal und ich habe es genossen, dieses Fest einmal aus diesem Blickwinkel zu sehen.
Silvester war ich dann über Nacht zuhause bei meiner Gastfamilie, war ein ganz ruhiger Abend, wir haben ein bisschen gefeiert, ich bin allerdings früh ins Bett gegangen, weil ich am nächsten Tag wieder arbeiten musste. Diese Feier fand übrigens nicht mehr im Dorf El Salto statt, sondern ich wohne jetzt mit meiner Familie ganz im Süden Liberias, von Weg her ist das zwar das gleiche, aber es zumindest formell näher :D Insgesamt hat sich bei mir in den letzten Monaten bezüglich meiner Gastfamilie nicht viel verändert. Ich bin schließlich nie da, und wenn ich frei habe bin ich ein oder zwei Tage von 5 da. Deshalb haben ich und auch meine Gastfamilie längst eingesehen, dass sich diese Beziehung nicht sehr verinnerlichen wird. Ich kann schließlich Geburtstage, Weihnachten, Feiern und alltägliche Ereignisse fast nie miterleben. Für mich sind die Kollegen, größtenteils schon eher Freunde, und der Park an sich meine Familie.
Im Januar ging es dann wieder weiter mit der Arbeit, Mitte des Monats waren wir in Panama-Stadt auf dem The Day After Festival, sehr elektronisch geprägt, aber war wirklich sehr geil, auch die Stadt, die sich zumindest in einem Viertel den kolonialistischen Flair erhalten hat (nicht wie San José).
Danach hatten wir nach einer weiteren Woche Arbeit unsere dritte von vier Orientierungen von AFS Costa Rica, die letzte vor dem Ende. Wir haben dabei über unsere persönliche Entwicklung und die unserer Projekte geredet, die ja jeder von uns machen muss. Ich kann momentan nur sagen, dass ich hier sehr zufrieden bin, auch wie sich alles entwickelt hat, und auch mit meinem Projekt, der Übersetzung der Internetseite, mache ich große Fortschritte und werde schon in den nächsten Woche die erste Teile veröffentlichen. Wir waren im Rahmen dieser Orientierung auch in einem Indianerreservat auf der Karibikseite. Ich habe mir das Leben dieser Menschen vorher noch sehr traditionell vorgestellt. Als wir dort ankamen, war ich sehr überrascht zu sehen, dass der Großteil dieser Menschen wie ganz normale Ticos lebt, mit Fernsehen, Internet etc. und nur noch diejenigen, die teilweise von der Zivilisation aus eine 4-Tageswanderung entfernt leben, wie früher leben, aber auch schon stark beeinflusst sind. So wurde uns erklärt, dass die Ureinwohner immer noch nicht die gleiche Staatshilfe erhalten wie andere und es für sie auch schwierig ist, die mehr als überteuerten Lebensmittel zu kaufen. Dabei wird laut der Erklärungen unseres Guides, selbst Angehöriger eines Stammes, beispielsweise ein Pfund Salz mit 100 (!) Gramm Marihuana aufgewogen, hat also einen immensen Wert.
Zurückgekommen von dieser Erfahrung wurde mir jetzt, Anfang Februar schon klar, dass die jetzt nur noch verbleibenden vier Monate schneller vergehen werden, als ich es mir vorstellen kann, denn wir haben bis zur unserer Rückreise schon fast alles durchgeplant, was wir jeweils machen wollen, da wir es sonst nicht schaffen, alles von Costa Rica und den umliegenden Ländern zu sehen. Ich werde ich euch Fotos zukommen lassen, sei es hier oder über andere Medien :D
Außerdem werden mich an Ostern auch meine Mutter und meine Schwester besuchen kommen, um mal nach dem Rechten zu sehen und das Land etwas kennenzulernen.
Man sieht also, dass diese Zeit sehr schnell vergehen wird. Ich werde jetzt nachher unten noch ein paar Eindrücke aus einigen meiner Ausflüge anhängen, Bilder sagen sowieso mehr als Worte :)

Bis bald,

Euer Ralf
Panorama über den schönsten Strand im Nationalpark Manuel Antonio vom Strand aus...
... und von einem Aussichtspunkt aus

Ein Faultier:) Die Tiere waren dort zwar relativ schön und sehr nah zu beobachten, aber gerade deswegen taten sie mir leid, weil sie zu sehr an den Menschen gewöhnt sind. Ich kam mir dort wie in einem Vergnügungspark vor, wenigstens war die Landschaft sehr sehenswert.
Ich mit meinen Mitfreiwilligen.

Der Blick zur einen Seite vom Hostel in Panama City...
... und zur anderen Seite

Blick über die einzige Skyline Lateinamerikas
Und hier nochmal von oben kurz vorm Sonnenuntergang

Mit Dominik, einer aus unserer Jungsgruppe am Festival



Mit meiner Mitfreiwilligen aus dem Park im Nationalpark Tenorio



Hier noch eine Karte vom Gebiet, das mein Nationalpark umfasst. Ich arbeite im Sektor Santa Rosa in Playa Naranjo

Dienstag, 27. Oktober 2015

Playa Naranjo – von der Hitze, der Arbeit und wie ich begann, das Leben leichter zu nehmen



Hallo ihr Daheimgebliebenen,

mehr als zwei Monate sind nun vergangen, seitdem ich das erste Mal nach Playa Naranjo kam, meinen Arbeitsplatz, wo ich das nächste Jahr hauptsächlich arbeiten werde. An dieser Stelle also erstmal Entschuldigung, dass das so lange auf sich hat warten lassen, aber ich war ständig entweder auf der Arbeit oder unterwegs, wenn ich frei hatte. Als wir das erste Mal hergefahren sind, konnte ich erst nicht glauben, dass die Straße wirklich so schlecht ist, wie alle sagen. Aber wenn schon die Ticos sagen, dass die Straße schlecht ist, dann muss da auch was dran sein, was ich dann auch eine Stunde lang am eigenen Leib erfahren musste. Aber der Ausblick während der Fahrt entschädigt auf jeden Fall: erst am Berghang entlang hinunter in das Tal, mit einem bewaldeten Canyon auf der einen, und einem Hügel auf der anderen Seite. Unten im Tal dann der älteste Teil des Parks mit Bäumen, die auch 5 Personen nicht umfassen können und mit Sicherheit höher als 40m sind – richtiger Urwald eben, wenn auch kein Regenwald. Kurz vor Ankunft dann noch Mangrovenwald, der je nach Tageszeit auf Grund der Flut nicht passierbar ist oder nur mit Allrad. 
diese Schlammlöcher sind ungefähr einen Meter tief
Das ist kurz vor dem Haus, wie man sieht, ist der Weg durch das Wasser der Lagune geflutet.


Das Haus in dem wir wohnen ist eine Holzhütte aus den 70ern - oder noch älter, ich weiß es nicht -, 150m vom Strand und hat seit Beginn des Jahres ein neues Dach mit einer Hitzefolie, dass sich das Haus nicht so aufheizt, und vier Solarplatten, die wenigstens am Tag das Aufladen von Handy, das nur am Strand etwas Empfang hat, oder anderen Dingen ermöglicht und abends nach Sonnenuntergang noch zwei Stunden Licht ermöglichen – man sieht also, dass das hier SEHR einfache Bedingungen sind.
Wo ich gerade bei einfachen Bedingungen bin: Da wir nur einen sehr kleinen Kühlschrank haben, muss man vor der Fahrt immer Eis einpacken, das meistens nur 5 Tage hält, und außerdem Trinkwasser mitbringen, da das Wasser hier nicht trinkbar ist. 

Ich glaube das Leben hier tut mir sehr gut, weil alles sehr stark entschleunigt wird, ohne Internet oder Nachrichten aus aller Welt, weshalb mir mein bisheriges Leben in Deutschland schon jetzt als der pure Luxus vorkommt.
Auch sonst komme ich hier sehr gut zurecht, auch mit den Kollegen, die mich vom ersten Moment an sehr gut aufgenommen haben, man kann viel zusammen lachen und jeder verarscht den anderen den ganzen Tag – ganz nach meinem Geschmack also :D
Durch ihre Hilfe habe ich außerdem in einer atemberaubenden Geschwindigkeit soweit Spanisch gelernt, dass ich mich eigentlich mit jedem gut über die meisten Themen unterhalten kann und auch mein Akzent schon zu verschwinden beginnt. Noch fehlen mir viele grammatische Feinheiten, aber auf die meisten achten die Leute hier selbst oft nicht :D

Mein Zimmer teile ich mit einem Forscher aus Costa Rica, der hier das Verhalten der Jaguare und die Verbindung zwischen ihren Rundgängen am Strand und den Arribadas der Schildkröten, die jeden Monat zu einer bestimmten Zeit vermehrt aus dem Meer kommen. 
Spuren eines Jaguars, der morgens am Strand nach Schildkröten gesucht hat

Einer der beiden Forscher, der gerade bei einer Kamerafalle die Speicherkarte wechselt

Am Anfang, wenn es tagsüber nicht geregnet hatte, haben wir nachts sehr stark geschwitzt, aber jetzt, wo die Regenfälle langsam weniger werden und der Sommer kommt, sind wir dazu übergegangen einfach draußen auf der Terrasse in der Hängematte oder Matratze zu schlafen, weil ein leichter Wind geht.
Während des Tages kann man es wegen der Sonne oft kaum aushalten, weshalb der Arbeitstag sehr gemütlich angegangen wird, da man hauptsächlich nur die Touristen einweisen muss, was sie dürfen und nicht. Dazu kommen gelegentliche Wanderungen in den Senderos oder am Strand mit der Machete, wenn es einen Baum oder ähnliches zu beseitigen gilt.
Neben diesem Strand befindet sich auch noch ein anderer, wo im September und Oktober jede Menge Schildkröten ankommen und den wir regelmäßig besuchen müssen, weil dieser nur für Forschungszwecke erschlossen ist. Dort wohnt ein anderer Forscher, der im gleichen Projekt wie der Forscher hier tätig ist.

Kleine Schildkröten auf ihrem Weg ins Wasser - haben sie vor Geiern, Krokodilen und anderen Tieren gerettet, doch trotzdem erreicht nur 1 unter 1000 das Erwachsenenalter

Weil man hier aber trotzdem sehr viel Leerlauf hat, gehe ich oft einfach alleine wandern, begleite den Forscher bei seinen Rundgängen oder sammle Treibholz, aus denen ich Stühle für eine Ecke am Strand baue, wo wir oft den Sonnenuntergang anschauen. Außerdem habe ich vor kurzem ein eigenes Projekt begonnen, was ich in einem Jahr hoffentlich mit fertigen Informationstafeln für die Wanderwege über die Tiere und Pflanzen beenden werde.
Abends sitzen wir oft zwei bis drei Stunden dort am Strand nach dem Abendessen, weil die anderen ungefähr jeden anrufen, den sie kennen. Einfach um etwas zu reden und sich auszutauschen.
So hatte ich schon viel Zeit zum Nachdenken:

Warum dieses Jahr – ich glaube anfangs wollte ich mir einfach selber beweisen, dass ich das schaffe. Und jetzt, nach viel zu schnell verflogenen drei Monaten, habe ich mich schon so an die Kultur und meine Gastfamilie gewöhnt, dass ich noch gar nicht an mein anderes Leben ohne Reis und Bohnen denken will. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in dieser anfangs-ist-alles-neu-Phase bin, aber sollte es so sein, dann wird diese denke ich so schnell nicht aufhören, weil man jeden Tag neue Leute, neue Orte, oder Tiere kennenlernt.

Was mache ich danach – ich habe schon Ideen, aber bin mir nicht sicher, ob es dazu passt, was ich vom Leben will bzw. weiß ich noch gar nicht so recht, was ich von meinem Leben will.

Außerdem kommt mir immer wieder eine Aussage von unseren Vorbereitern in Deutschland in den Sinn: Wir sollen uns ein Paradies suchen, einen Ort zu dem wir einige Male in unserem Jahr zurückkehren, um wieder Energie zu tanken
Und das habe ich hier durch die Arbeit definitiv schon gefunden.

Saludos del calor,

Ralf 





Mittwoch, 19. August 2015

Programa de Ecoturismo, Area de Conservación Guanacaste: Casona und Playa Narranjo

 Hallo nochmal,

Jetzt bin ich also hier in Guanacaste. Der Provinz Costa Ricas die man vielleicht am besten mit dem Namen 'Bayern Costa Ricas' beschreibt - also finde ich. Hier wird Tradition sehr groß geschrieben und die Leute vertreten das Pura Vida, das Reine Leben hier wirklich so perfekt, dass es nicht mehr besser geht. Folklore das ganze Jahr. Die Landschaften die man vielleicht am ehesten mt Costa Rica verbindet. Nur die ausgeprägten Regenwälder fehlen.
Womit wir auch schon bei meiner Arbeit wären. Wie ihr schon wisst, arbeite ich in der Area de Conservación Guanacaste, Sector Santa Rosa. Santa Rosa ist einer von mehreren Sektoren hier, stellt aber von der Artenvielfalt und wegen der Administration, die hier zu finden ist, das Herz ACG dar.
Die hier vorherrschende Vegetation ist kein Regenwald, sondern ein Trockenwald. Der Wald wird seinem Namen momentan wirklich gerecht, weil trotz Regenzeit das trockenste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ist. Einige meiner Mitarbeiter haben auch schon gesagt, so wie jetzt hat es früher hier erst im Dezember, also kurz vor Beginn der eigentlichen Trockenzeit, ausgesehen. Der Grund dafür ist das sog. El Nino Phänomen, eine Klimaerscheinung, die durch eine Änderung der Strömungsrichtung von Wasser im Pazifik hervorgerufen wird. Bleibt noch abzuwarten, wie stressig der Arbeitsalltag der Kollegen von der Waldfeuerwehr dann sein wird.
 Ich arbeite hier mit einer anderen Freiwilligen im Programa de Ecoturismo. Wir arbeiten hier immer 10 Tage und kehren dann für 5 Tage zu den Gastfamilien zurück. Unsere Einsatzstellen sind entweder im Museum, der sogenannten Casona, die ein wichtiger Schauplatz in der Geschichte der Unabhängigkeit Costa Ricas war, als die USA im 19. Jahrhundert unter dem Vorwand des Manifest Destiny ganz Zentralamerika unter einer Flagge vereinen wollten - mit näheren Infos werde ich euch verschonen :D
Unsere Aufgaben hier sind Putzen und - wenn wir gut genug Spanisch können - die Touristen herumführen. Außerdem werden wir unseren Mitarbeitern Deutschunterrricht geben, weil hier auch sehr viele Deutsche vorbeikommen.
Die andere ist Playa Narranjo, ein Wachposten am Strand, nur mit Strom für einen kleinen Kühlschrank und das Essen müssen wir selbst kochen. Leider war ich dort noch nicht, erst wenn ich das nächste Mal arbeite, aber alle Mitarbeiter haben den Ort als sehr schön beschrieben.
Ich werde mir das alles mal anschauen und dann nochmal hier beschreiben :D
Ich persönlich fühle mich hier sehr wohl in meinem Projekt, auch wenn manchmal etwas wenig zu tun ist. Die atemberaubende Aussicht (s. o.) und auch die vielen Tiere, die man täglich sieht und schon fast normal sind, entschädigen aber.
Auch die Kollegen sind sehr nett und haben uns schon nach dem ersten Tag mit leichten Verarschereien und  Scherzen gut aufgenommen, genauso wie die Forscher aus allen möglichen Ländern.
Ich muss aber sagen, ich fühle mich noch nicht ganz angekommen hier in Costa Rica. Ich spreche schließlich fast jeden Tag Deutsch oder Englisch. Und Spanisch muss man schließlich auch noch lernen, auch wenn ich schon sehr viel verstehe. Auch das Pura Vida, alles nicht so ernst nehmen,einer positiv gemeinten komm-ich-heut-nicht-komm-ich-morgen-Einstellung und das alles sind mir noch nicht 100%ig ins Blut übergegangen. Außerdem kommen in einigen Momenten der Ruhe schon jetzt mal Gefühle wie Heimweh auf, weil hier doch (noch) ein Stück Heimat fehlt, an dem man sich festhalten kann. Oder auch weil man einfach außen vor ist. Vor dem, was zuhause passiert.
Aber andererseits ist das, was ich hier in diesem Jahr erleben werde, tausendmal mehr wert als alles andere, was ich sonst getan hätte, und ich glaube deshalb schon jetzt, dass das hier die beste Entscheidung meines bisherigen Lebens war. Einfach, weil ich nicht weiß, was mich erwartet. Und genau daran kann man wachsen.

Llevela suave,

Ralf

Dienstag, 18. August 2015

Ankunft, On-Arrival, Finca La Flor und andere viele neue Dinge :)

Pura Vida aus Costa Rica :D

Tut mir leid, dass ich mich in den letzten Woche hier nicht gemeldet habe, hatte entweder viel zu tun oder das Internet hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hier eine kurze Zusammenfassung der letzten aufregenden Wochen
Nach einem anstrengenden Flug von Frankfurt über Dallas nach San José waren wir endlich am Ziel: Coouusta Rrrrrica. Der Jetlag war auch erstmal egal, weil wir trotz der Tatsache, dass unsere Leute in Deutschland schon wieder aufstanden, einfach nur fertig waren nach 24 Stunden Flug :D
Am nächsten Morgen trafen wir das erste Mal unseren von nun an voraussichtlich täglichen Begleiter gallo pinto, das hier übliche Frühstück bestehend aus Reis und Bohnen sowie Spiegelei und nach nun fast vier Wochen muss ich sagen, ich könnte nicht mehr ohne dieses Gericht in den Tag starten.
Die folgenden beiden Tage verbrachten wir im AFS-Büro auf dem On-Arrival-Camp, wo wir weitere Infos über unser Jahr hier erhalten haben, die wirklich sehr hilfreich waren, und die Mitarbeiter kennengelernt haben.
Das erwartete Sommer-Sonne-Sonnenschein-Wetter ließ uns leider noch im Stich, da hier in Costa Rica momentan relativ gesehen Regenzeit ist und deshalb zur Zeit ständig Wolken am Himmel zu sehen sind, was aber nicht auf alle Provinzen Costa Ricas zutrifft. Trotz allem konnte man sich bei angenehmen 25 Grad nicht beschweren :D
Zu dieser Zeit habe ich mich noch etwas wie ein Tourist gefühlt hier, v. a. wegen der vielen Blicke, der Sprachbarriere etc., ich glaubte aber, dass wird sich auf der Finca ändern.
Neben Spanisch lernen haben wir jeden Abend auf der Terrasse vor dem Haupthaus zum Tagebuch und Blog schreiben (bzw. die anderen weil für mich das Internet zu schlecht war :D ) gechillt und es ist schon ab 18 Uhr stockdunkel, was sich auch den Rest des Jahres nicht verändert. Hell ist es hier dementsprechend auch schon früh um 6 Uhr und die Ticos scheinen um diese Uhrzeit auch schon ihren Tag zu beginnen. Hier die Aussicht in der Nähe der Finca:

Neben mehreren Begegnungen mit riesigen Spinnen, gegen die die heimischen Arten in Deutschland winzig sind, und anderen Tieren, die mich persönlich sehr gut auf die Tierwelt hier vorbereitet haben, haben wir auf der Finca sehr viele andere Dinge erlebt und gelernt:

- das Tico-Geld ist das schönste Geld das ich je gesehen habe :D ein Euro entspricht dabei ungf. 550 Colones

- wenn morgens die Sonne scheint, heißt das nicht, dass das den ganzen Tag so bleibt, sondern sich innerhalb von Minuten in strömenden, warmen Tropenregen ändern kann.

- ein Bett wie es in Deutschland üblich ist ist purer Luxus, auch weil dort kein Mosquitonetz nötig ist, was aber seinen eigenen angenehmen Flaire hat.

 
- abends lange aufzubleiben ist hier kaum möglich, weil man einfach müde ist. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass es hier so früh dunkel wird oder daran, dass die Tage oft wirklich anstrengend sind.

Außerdem ist unsere aus 25 Leuten bestehende Gruppe hier noch mehr zusammengeschweißt worden, was ich wirklich super finde, weil man mit jedem über alles reden, lachen und diskutieren kann und sich mit jedem versteht.
Vor mittlerweile fast 2 Wochen war es dann so weit: Wir brachen von der Finca nochmal nach San Jose auf, und von dort in die Familien. Das hieß für die meisten erstmal Abschied nehmen bis Mitte November, weil wir sehr weit im Land verstreut sind und uns so wahrscheinlich erstmal nicht mehr sehen werden.
Diese Tatsache gilt vor allem für mich und noch eine andere Freiwillige, weil wir erst nach einer 5-stündigen Fahrt angekommen waren. Ich ging mit der Vorstellung aus der Finca hinaus, ich kann mich meinem Spanisch jetzt gut unterhalten und habe keinerlei Probleme damit. Doch schon am ersten Abend wurde mein Optimismus von der Realität eingeholt und in Grund und Boden gestampft :D Ich verstand nur einige einzelne Wörter, v. a. weil die Menschen hier eine Art Dialekt des Spanischen sprechen, aber ich habe es mit Humor genommen und  immer über die Missverständnisse gelacht, was die Athmosphäre sehr stark gelockert hat.
Entschädigt wurde ich jedoch dadurch, dass ich meiner Meinung nach die perfekte Familie für mich habe, die zwar in schlichten Verhältnissen leben aber allesamt sehr liebenswert sind und immer lachen können. Außerdem ist Guanacaste SEHR heiß, hier hat es trotz Regenzeit durchschnittlich 30-35 Grad. Deshalb bin ich gespannt was mich im Januar erwartet wenn die Trockenzeit beginnt :D
Da meine Familie in einem kleinen Dorf lebt kennt hier jeder jeden und ich bin mit fast jeden für ein Jahr verwandt :) Deshalb war schon der erste Tag fast tödlich, weil die Ticos mich in ihrer Gastfreundlichkeit ständig zum Essen einluden und ich am Ende des Tages zweimal gefrühstückt, zweimal zu Mittag gegesssen hatte, einmal Kaffee am Nachmittag und zweimal zu Abend gegessen hatte :D
Ich war mit meiner Familie auch schon am Strand, aber noch habe ich aus meiner Sicht noch nicht gesehen, warum hier in Guanacaste die schönsten Strände Costa Ricas sein sollen, auch wenn das Wasser wirklich badewannenwarm war. Kommt aber sicher noch :)

Ich hoffe, ich habe jetzt nichts vergessen, doch ich wurde in den letzten Wochen von Eindrücken regelrecht überflutet und kann mich nicht mehr an alles erinnern :D

...
Ist trotzdem schon wieder so ein langer Post geworden, in Zukunft versuche ich mich kürzer zu halten :)

Vielleicht schaffe ich es morgen noch einen Eintrag über meine Arbeit zu schreiben, aber jetzt ruft das Bett :D

Hasta luego,

Ralf

Freitag, 17. Juli 2015

Letzter Post aus Deutschland :)

Ein herzliches Servus an alle,

jetzt sind es noch nicht einmal mehr 6 Tage bis zum Aufbruch ins Unbekannte. Ich habe mittlerweile meine Familie, sie leben in einem kleinen Dorf 15 Autominuten außerhalb von Liberia, der nächsten größeren Stadt. Ich habe schon Kontakt mit meiner zukünftigen Gastschwester aufgenommen und verstehe mich echt gut mit ihr, nur die Sprachbarriere macht mir noch etwas zu schaffen, da ich nur SEHR grundlegende Kenntnisse im Spanischen habe :D Aber deswegen mache ich mir eigentlich keine Sorgen, da wir vor Ort noch ein 10-tägiges Sprachcamp auf einer Finca haben und ich meine Spanischkenntnisse dort sicher ausbauen werde und auch so sicher schnell dazulerne. Zur Familie gehören neben meiner gleichaltrigen Schwester Mitzy auch noch mein Gastvater Alvaro, die Gastmutter Roxana und zwei Söhne, die aber nicht mehr zuhause wohnen und schon eigene Kinder haben.
Auch habe ich mittlerweile mein Projekt. Ich arbeite in der Area de Conservación Guanacaste, kurz ACG, das ist ein Zusammenschluss von einigen Nationalparks, und ich werde dort voraussichtlich im Programa de Protección e Incendios arbeiten, einer Art Feuerwehr- und Polizeieinheit, die die häufigen Waldbrände in der Trockenzeit löscht (Jaa in Costa Rica gibt es nicht überall Regenwald ;) ) und Wilderer in allen Parks jagt. Ich sage deshalb nur voraussichtlich, weil ich von der Freiwilligen, die momentan noch dort ist, die Nachricht erhalten habe, dass es sich doch noch innerhalb der Parks ändern könnte - Ihr seht also, in Costa Rica läuft das alles etwas gechillter :D
Hier auf jeden Fall ein Link auf die Seite meines Projektes, ist zwar auf Spanisch, aber Bilder sagen ja auch sehr viel aus :)

http://www.acguanacaste.ac.cr/proteccion


Auf jeden Fall freue ich riesig mich auf meine Arbeit und alles was auf mich zukommt, die neuen Eindrücke, meine Familie, meine Kollegen und auch die Missverständnisse, ohne die es sowieso langweilig wäre. Am liebsten würde ich sowieso auf der Stelle ins Flugzeug steigen und hinfliegen, wenn da nicht noch eine Sache wäre: Der Abschied. Ich glaube das wird ein sehr schlimmer Moment vor meinem Abflug werden, weil man ab diesem Zeitpunkt immer außen vor ist und nichts mehr von Deutschland mitbekommt, denn das Leben geht ja schließlich hier auch weiter. Ein Trost dabei ist aber, dass außer mir auch noch ca. 25 andere Freiwillige diese Erfahrung machen werden müssen, mit denen ich mich auch dank des nun vergangenen 2. Vorbereitungsseminars noch besser verstehe und Freundschaften geschlossen habe, die sicher auch nach diesem Jahr und gerade deswegen noch sehr tief sein werden.
Die Teamer haben es auch auf dieser VB wieder geschafft uns noch mehr Fernweh zu vermitteln und uns auf mögliche Probleme in Gastland hinzuweisen. Natürlich hatten wir auch wieder viel interessanten Input bzgl. allgemeinen Themen aus den Sozialwissenschaften wie z. B. den Eurozentrismus, was ihr euch aber bei Interesse aber bitte selbst mal anschaut, weil sonst wird das hier wieder so ein langer Text ;)
Ansonsten sind meine Vorbereitungen eigentlich schon sehr fortgeschritten, mir fehlen nur noch einzelne Sachen.
Am Sonntag habe ich noch meine Abschlussfeier mit meinen Freunden, die mich die letzten Jahre begleitet haben und hoffentlich auch danach noch begleiten werden :)

Eigentlich bin ich damit auch schon wieder fertig für heute :D Das ist voraussichtlich mein letzter Post aus Deutschland, mein nächster kommt frühestens in drei Wochen, da wir zunächst drei Tage in der Hauptstadt San Jose sein werden und danach noch zehn auf der Finca. Natürlich werde ich darüber berichten und dann auch das erste Mal mit Fotos :)

Hasta luego,

Ralf


„Was du auch tust, auf keinen Fall darfst du mit 65 aufwachen und darüber nachdenken, was du versäumt hast.“

Donnerstag, 2. Juli 2015

Noch drei Wochen!

Hallo zusammen und sonnige Grüße aus meiner Noch-Heimat Bayern,

Erstmal, herzlich Willkommen zu meinem Blog :)
Für alle, die mich nicht kennen: Mein Name ist Ralf Pröls, ich bin 18 Jahre alt und stamme aus der kleinen, beschaulichen Stadt Tirschenreuth in der Oberpfalz, direkt an der bayerisch-tschechischen Grenze.

Da ich vielleicht schon etwas spät dran bin, diesen Blog zu starten, hier erstmal ein paar Infos was sich bis jetzt getan hat :b

Die Entscheidung, einen Freiwilligendienst zu machen, ist mir schon letztes Jahr im Sommer in den Sinn gekommen, als ich mir langsam darüber Gedanken gemacht habe, was nach meinem mittlerweile bestandenen Abitur sein wird.
Schnell wurde mir klar, dass ich vor einem Studium erstmal etwas von der Welt sehen möchte. Ich habe mich dann mit einigen Leuten unterhalten, die einen Freiwilligendienst gemacht haben und konnte mich ebenfalls dafür begeistern, weil ich die Idee super fand. Ich wusste, es würde nicht einfach werden, ein Jahr tausende von Kilometern von zuhause entfernt zu verbringen, und das alles auch noch in einer fremden Kultur. Doch ich war mir sicher, dass es das richtige für mich ist und mir diese Erfahrungen niemand mehr nehmen kann. Daraufhin habe ich mich dann auf der Internetseite von weltwärts, dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), informiert und schnell herausgefunden, dass ich diese Zeit gern in Costa Rica verbringen möchte, da ich ganz nebenbei gern Spanisch lernen wollte und ich von diesem Land einfach von Grund auf fasziniert war: Hier leben laut Happy Planet Index (HPI) nicht nur die vielleicht glücklichsten Menschen der Welt, sondern es stehen ca. 25% der Landes unter Naturschutz - beste Voraussetzungen also für mein Wunsch-Einsatzgebiet in Bereich Umwelt. Außerdem: Die klischeehaften, endlose weißen Strände - Einfach. Nur. Geil :D

Nachdem ich mich bei einer Entsendeorganisation AFS beworben hatte, startete die Vorbereitung Mitte Oktober letzten Jahres mit einem Auswahlverfahren, bei dem wir alle auf Herz und Nieren geprüft wurden, ob wir in dieses Konzept passen. Kurz darauf erhielt ich grünes Licht, bewarb mich länderspezifisch für Costa Rica sowie das weltwärts-Programm und bekam auch hier eine Zusage.
Es war nun also sicher, dass ich nach Costa Rica gehen würde und nach einer Bewerbung auf meinen Wunsch-Einsatzbereich Umwelt wähnte ich mich ab Ende Dezember 2014 erstmal in Ruhe und konnte mich auf die finale Phase im Abiturendspurt vorbereiten. Ende März wurde es dann das erste Mal stressig: Ich bekam die Information, dass ich mich um einige Dokumente zur Visumsvergabe kümmern müsse, dazu gehörte eine Internationale Geburtsurkunde und ein Führungszeugnis. Scheinbar endlose Gänge zu allen möglichen Behörden, tägliches E-mail Schreiben - mir wurde die deutsche Bürokratie das erste Mal etwas nervig. Die Dokumente legte ich schließlich Mitte Juni im Honorarkonsulat von Costa Rica in Leipzig vor und ich bekam ein provisorisches Visum. Dieses wird dann vor Ort in eine Aufenthaltsgenehmigung umgewandelt.
Aktuell fand nun der erste Teil unserer Vorbereitung in Fulda statt, bei dem sich die Freiwilligen, die nach Costa Rica ausreisen, kennenlernen sollten und wir Allgemeines zum Thema Interkulturelles Lernen, ein Schwerpunkt in der Arbeit unserer Organisation, lernten. Es war super, vor der Ausreise mit Gleichgesinnten zu reden und sich über Erwartungen oder andere Dinge auszutauschen. Die Teamer schafften es, auch den letzten Skeptiker mit Vorfreude zu infizieren und entgegen meiner Annahme das Ganze nicht nur trocken zu gestalten, sondern  mit jede Menge Spaß - Danke nochmal an dieser Stelle :) (auch wenn die Energizer am morgen manchmal echt heftig waren :b )
 Mein Fazit: Absolut geile Truppe und ich freue mich darauf, das Jahr mit ihnen zu verbringen - und dann mit hoffentlich genauso viel Spaß wie in diesen fünf Tagen :D
 Auf diesem ersten Vorbereitungsseminar erhielt ich außerdem von einer Mitarbeiterin von AFS die Information, dass mein bisheriges Projekt in einem Naturlehrpfad im zentralen Hochland Costa Ricas nicht mehr länger aktuell ist und ich stattdessen in einem Nationalpark in Guanacaste, einer Region im Nordwesten Costa Ricas arbeiten werde.
Leider habe ich bis jetzt noch keine näheren Infos dazu erhalten, was meine Ungeduld stündlich wachsen lässt, weil ich mir ein solches Einsatzgebiet von Anfang an gewünscht habe und ich glaube, bald platze ich :D

Natürlich werde ich euch auf dem Laufenden halten, wenn sich etwas Neues ergibt und ich auch Infos zu meiner Gastfamilie habe. Bis dahin habe ich erstmal noch alle Hände voll zu tun und auch das 2. Vorbereitungsseminar steht noch aus, bevor es am 23.7. heißt: "Adiós Alemania!" und ich nach Costa Rica fliegen werde.

Ich hoffe ich habe hier jetzt nichts vergessen, ansonsten werde ich es nachtragen, der Timer zeigt ja schließlich noch 20 Tage an ;)

Hasta pronto,

Ralf